Letzte Nacht ist Hans Modrow mit 95 Jahren von uns gegangen. Damit verliert unsere Partei eine bedeutende Persönlichkeit. Das gilt auch für die Angehörigen, Freundinnen und Freude von Hans Modrow. Ihnen gilt unser tief empfundenes Beileid.
Kürzlich haben wir ihn noch besucht und konnten mit ihm sprechen. Wir freuten uns mit ihm über unsere Verbindung und langjährige Gemeinschaft.
Hans Modrow hat es zu DDR-Zeiten bis zum 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED in Dresden geschafft. Ohne ihn wäre die Reform der SED zur PDS sehr viel schwerer geworden. Als vorletzter Ministerpräsident der DDR erwarb er sich große Verdienste bei der politischen und ökonomischen Sicherung für die Bevölkerung, bei der Einbeziehung neuer Bürgerinitiativen und Parteien in die Regierung und damit in die politischen Entscheidungen. Schon als Ministerpräsident verhandelte er mit der Bundesregierung.
Sein späteres Wirken in der Volkskammer, im Bundestag, im Europäischen Parlament und als Ehrenvorsitzender der PDS bestand immer darin, auch jenen Teil der früheren DDR-Bevölkerung zu vertreten, der nicht gewollt war und dessen Interessen regelmäßig verletzt wurden. Enge Beziehungen hatte er zu Japan, China, Russland und Kuba.
Immer wieder äußerte er sich auch kritisch über die Politik und Strukturen der Partei. Auch wir konnten und mussten uns das eine oder andere anhören. Es hat nicht geschadet, im Gegenteil.
Der gesamte friedliche Verlauf der Herstellung der deutschen Einheit war gerade ein besonderes Verdienst von ihm. Das wird sein politisches Vermächtnis bleiben.
– Dietmar Bartsch & Gregor Gysi am 11. Februar 2023