Die Klimakonferenz in Katowice ist ein Paradebeispiel für die Kluft zwischen Erkenntnis und Handeln. Lorenz Gösta Beutin berichtet von der UN-Klimakonferenz in der Tageszeitung neues deutschland.
»Thank you, Sir, good bye!« Ich gehe durch die Sicherheitskontrolle, halte den Konferenz-Pass unter den Scanner. »Beep!«, ein letztes Mal taucht mein Gesicht auf dem Bildschirm der UN auf. Für mich geht es zurück nach Kiel. Vorbei an privaten Security-Mitarbeitern und Polizisten den in blauen Uniformen der Vereinten Nationen laufe ich in die feuchte Kälte von Katowice. Man riecht es auch jetzt wieder, die Kohleöfen laufen auf Hochtouren. In den überheizten Messehallen wird es heute wohl keine Einigung mehr über die »Deklaration von Katowice« geben. Noch immer verhandeln die Klimadiplomatenkorps um Präambeln, Klammern und die Frage, wer eigentlich die Veranwortung für das ganze Klima-Schlamassel zu tragen, sprich sich mehr anstrengen und zu zahlen hat. Die polnische Präsidentschaft hat eine Verlängerung des Gipfels angekündigt, wenn es sein muss, werde man mehrere Tage überziehen.
Das dauert alles viel zu lange. »Experten sagen, dass unsere Kohlevorräte noch mal 200 Jahre reichen, und es wird schwer, sie nicht zu nutzen«, hatte Polens neokonservativer Präsident Andrzej Sebastian Duda doch tatsächlich in seiner Eröffnungsrede des Klimagipfels erklärt. Nein, es gebe keinen Widerspruch zwischen Kohleenergie und Klimaschutz, gab Duda den Kohle-King-Kong. Voll verdient geht der »Fossil of the Year 2018«, der Negativpreis des Climate Action Network, darum an den Gastgeber. Nicht nur der Kohlekurs und die willkürlichen Verhaftungen und Einreiseverbote von Konferenzteilnehmern haben den Unmut der Klimaschützer erregt. Der goldene Pokal voller Kohlestücke wurde unter »Buh«-Rufen auch für die unmotivierte Verhandlungsführung im eh schon trägen Ringen der Staaten um Konsens verliehen. Denn zwar legte die COP-Leitung am Freitag, wie üblich kurz vor dem geplanten Konferenzende, den Verhandlern aus aller Welt einen neuen Abschluss-Entwurf vor. Soll die 24. Klimakonferenz jedoch ein Erfolg werden, so muss der Text im Plenum einstimmig angenommen werden. Das Papier ist aber viel zu schwach. Weder eine Verpflichtung zu mehr CO2-Einsparungen bis 2020 findet sich, noch die Anerkennung des letzten Berichtes des IPCC-Weltklimarates, der zur Einhaltung der rasend schnell näher kommenden 1,5-Grad-Obergrenze aufruft. Kein Wort zu mehr konkreten Klimaschutz-Maßnahmen in den Ländern, keine Hausaufgaben für die Regierungen, wenn diese wieder nach Hause fahren, keine verlässlichen neuen Klimagelder für die Länder des Südens, die am meisten unter einer immer heißer werdenden Erde stöhnen.