Viele reiche Deutsche lagern ihre Milliarden im Ausland. Der steuerliche Informationsaustausch hat jedoch große Lücken. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Fabio De Masi, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.
Im Jahr 2019 haben Deutsche laut ausländischen Behörden mehr als 526 Milliarden Euro auf Auslandskonten geparkt. An den Zahlen ist erkennbar, dass viele reiche deutsche Individuen und Firmen erhebliche Geldvermögen in Steueroasen wie Luxemburg und den Niederlanden parken. Es ist besorgniserregend, dass Länder wie das Vereinigte Königreich, Isle of Man oder Bermuda der Veröffentlichung der Daten nicht nachkommen. Dieses Jahr sogar noch mehr als bei unserer vorherigen Anfrage. So verhindern sie Transparenz und schützen Steuerkriminelle.
Fabio De Masi: „Der internationale Informationsaustausch erhöht das Entdeckungsrisiko superreicher Steuersünder. Doch es gibt weiterhin erhebliche blinde Flecken. Die USA sind eine enorme Volkswirtschaft und der größte Finanzplatz der Erde und trotzdem sind sie das schwarze Loch beim steuerlichen Informationsaustausch. Die Vereinigten Staaten liefern seit Jahren weniger Daten als sie von anderen Ländern bekommen. Diesmal verweigern noch mehr Länder die Offenbarung der Daten. Meine frühere Anfrage zeigte, dass 133 Milliarden Euro von Deutschen auf Schweizer Bankkonten liegen. Diesmal wollte die Schweiz die Daten für 2019 nur unter Geheimhaltung melden. So verhindern diese Staaten Transparenz und schützen Steuerkriminelle.
Nicht nur Inselstaaten sind beliebte Steueroasen. Die Volumina, die mit den Niederlanden oder Luxemburg ausgetauscht werden und im Verhältnis zur Wirtschaftskraft sehr hoch sind, zeigen, dass einige EU Steueroasen Milliardäre und Multimillionäre anziehen, wie das Licht die Motten. Der Informationsaustausch ist daher eine Voraussetzung, aber kein Ersatz für die Schließung von Steuerschlupflöchern. Die von Finanzminister Olaf Scholz gefeierte globale Mindeststeuer für Unternehmen wird daran wenig ändern, da sie die Besteuerungshöhe kaum anhebt und die Verteilung der Besteuerungsrechte umstritten bleibt. Außerdem verlagern weiterhin reiche Privatpersonen ihr Vermögen in Niedrigsteuerländer.“
Seit einigen Jahren nimmt Deutschland Teil an internationalen Vereinbarungen zum automatischen Austausch von steuerlichen Informationen zwischen Finanzverwaltungen. Diese Anfrage ist eine Fortsetzung unserer Anfrage Drs. 19/19985, die Daten für 2016 bis 2018 erfragte. Der Informationsaustausch soll dabei helfen, Steuerhinterziehung von Reichen im Ausland und Steuertricks von Konzernen zu enttarnen und wirksamer zu bekämpfen. Die Behörden teilen Informationen zu Geldvermögen auf Bankkonten, aber auch z. B. Erträge wie Zinsen und Dividenden, die Deutsche im Ausland oder ausländische Steuerpflichtige in Deutschland erhalten. Auch die wirtschaftlichen Kennzahlen und Steuerdeals von internationalen Konzernen werden ausgetauscht – oder zumindest Teile davon. Denn genau hier hakt es: nicht alle Daten werden übermittelt. Die Vereinigten Staaten liefern permanent weniger Daten als sie erhalten. Die Anzahl und Daten und die Höhe der Summen sind im Vergleich zu der Wirtschaftskraft der USA zu niedrig.