In der Post-, Kurier und Expressbranche ist das mittlere Bruttomonatsentgelt (Median) von Kernbeschäftigten zwischen 2007 und 2017 um 13,3% gesunken. Das ergaben die Antworten der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage "Arbeitsbedingungen in der Branche der Paket-, Express- und Kurierdienstleistungen" von Pascal Meiser und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag.
Im gleichen Zeitraum ist das mittlere Bruttomonatsentgelt in der Gesamtwirtschaft um 23,7% angestiegen. Im Jahr 2007 war das mittlere Bruttomonatsentgelt in der Branche noch signifikant höher (10,2%) als das in der Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2017 lag die Zahl knapp 30% niedriger als in der Gesamtwirtschaft.
Das mittlere Bruttomonatsentgelt von Männern in der Post-, Kurier und Expressbranche ist in dem Zeitraum zwischen 2007 und 2017 schneller und zwar um 17,2% auf 2.405 Euro in 2017 gesunken. Bei den Frauen ist das mittlere Bruttomonatsentgelt in der Branche um 7,3% auf 2.705 Euro in 2017 gesunken. Das mittlere Gehalt von Frauen in der Branche lag um 12,5% höher als das der Männer.
Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Vollzeitbeschäftigten in der Post-, Kurier- und Expressbranche ist zwischen 2007 und 2017 um 4,7% auf 3.121 Euro angestiegen. Dies lag um ein Viertel niedriger als der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Vollzeitbeschäftigten in der Gesamtwirtschaft (4.149 Euro). Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Teilzeitbeschäftigten in der Branche ist im gleichen Zeittraum um 16,8% auf 1.525 Euro angestiegen. Dies lag um mehr als ein Viertel niedriger als der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Vollzeitbeschäftigten in der Gesamtwirtschaft (2.102 Euro).
In tarifgebundenen Unternehmen in der Post-, Kurier- und Expressbranche ist der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Vollzeitbeschäftigten zwischen 2007 und 2017 um 4,3% auf 3.244 Euro angestiegen. In nicht-tarifgebundenen Unternehmen ist die Zahl im gleichen Zeitraum um 6,0% auf 2.582 Euro gesunken. Zwischen 2012 und 2015 war der Rückgang in nicht-tarifgebundenen Unternehmen mit 22,1% besonders stark. In 2017 verdienten Vollzeitbeschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen durchschnittlich 662 Euro brutto mehr als Vollzeitbeschäftigte in nicht-tarifgebundenen Unternehmen in der Branche. Im Jahr 2007 war die Diskrepanz noch 363 Euro.
230.000 Beschäftigte in der Post-, Kurier- und Expressbranche oder 49,2% aller Beschäftigten in der Branche verdienten 2014 einen Niedriglohn von (damals) weniger als 10 Euro. Damit lag der Niedriglohnanteil in der Branche mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft (21,4%).
In der ersten Hälfte des Jahres 2018 waren mehr als die Hälfte aller Neueinstellungen in der Post-, Kurier und Expressbranche befristet (52,7%). Die Befristungsquote lag damit signifikant höher als in der Gesamtwirtschaft (41,8%). In 2013 waren noch fast zwei Drittel (64,1%) aller Neueinstellungen befristet.
Pascal Meiser, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
"Die Zahlen geben einen Einblick in die tiefen Verwerfungen auf dem Postmarkt in Folge der inzwischen schon über 20 Jahre zurückliegenden Postprivatisierung. Diejenigen in der unteren Hälfte der Einkommensskala haben in den letzten zehn Jahren in dieser Branche einen drastischen Einkommensrückgang erleben müssen. Bedenkt man, dass die wachsende Zahl ausländischer Subunternehmer bei den Paketdienstleistern von den vorliegenden Statistiken nicht erfasst sind, dürfte die Realität in der Branche sogar noch düsterer aussehen.
Es ist völlig inakzeptabel, dass viele Briefträger und vor allem Paketzusteller, die täglich dafür sorgen müssen, dass unsere Briefe und Pakete ihr Ziel erreichen, für diese harte Arbeit mit Niedriglöhnen abgespeist werden.
Die Bundesregierung muss dringend gegen die Schmutzkonkurrenz vorgehen, die die Löhne in dieser Branche immer mehr unter Druck setzt. Die Paketzustellung muss wie bei die Briefzustellung an das Vorliegen einer Lizenz geknüpft werden. Wer gegen Recht und Gesetz verstößt, dem muss diese Lizenz umgehend entzogen werden. Tarifverträge müssen künftig auch gegen den Willen der Arbeitgeberseite für allgemeinverbindlich erklärt werden können und auf aus dem Ausland entsandte Arbeitnehmer erstreckt werden. Schließlich muss endlich dafür gesorgt werden, dass auch die Postdienstleister für die Arbeitsbedingungen bei ihren zahllosen in- und ausländischen Subunternehmer haften, wie es in der Bau- und Fleischindustrie bereits geregelt ist, und dies mit verstärkten Kontrollen dann auch tatsächlich durchgesetzt werden.”