Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Midijobs und die Auswirkungen ihrer geplanten Ausweitung"(Drucksache 19/5236) von Susanne Ferschl und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Seit 2003 ist die Anzahl von Midijobs stark gestiegen und hat sich im Vergleich zu 2003 auf 1,3 Millionen verdoppelt. Der Anteil von Midijobbenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt bei 3,9 Prozent - bei Frauen sind es sogar 5,9 Prozent. Die meisten Midijob-Beschäftigten gibt es im Einzelhandel und in der Gastronomie.
Nach Schätzungen der Bundesregierung wird die Zahl der Midijob-Beschäftigten auf 3,5 Millionen Beschäftigte steigen, wenn 2019 die kürzlich im RV-Leistungsverbesserungs- und Stabilisierungsgesetz beschlossene Erweiterung der Gleitzone auf 1.300 Euro in Kraft tritt.
Diese Änderungen führen zu Entlastungen, die je nach Entgelthöhe von 3 bis 23 Euro pro Monat reichen. Dem stehen Mindereinnahmen der Sozialversicherungsträger in Höhe von 500 Millionen Euro pro Jahr gegenüber.
Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Beschäftigten mit einem Verdienst von weniger als 1.300 Euro liegt mit 9,97 Euro pro Stunde unterhalb der Niedriglohnschwelle von 10 Euro. Midijobbende verdienen im Schnitt 50 Prozent weniger als Beschäftigte in regulär sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen.
Von den 1,06 Millionen abhängig erwerbstätigen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (sogenannte Aufstocker) haben 0,92 Millionen einen Bruttomonatsverdienst von weniger als 1.300 Euro im Monat. Das sind 87 Prozent.
Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
„Das ist an Absurdität kaum zu überbieten: Im Rentenpaket wird wenig verbessert oder stabilisiert, sondern prekäre, nicht existenzsichernde Teilzeitarbeit in der sogenannten Gleitzone ausgeweitet und subventioniert! Das schwächt die Sozialversicherung und führt kaum zu höheren Renten. Was bringt den Beschäftigten ein bisschen mehr netto vom brutto, wenn sie für die gleiche Arbeit nur die Hälfte verdienen? Alle wissen, dass schon heute ein Lohn von mindestens 12 Euro pro Stunde notwendig ist, um im Alter nicht aufs Amt zu müssen. Was die Unternehmen an Lohnkosten sparen, zahlt am Ende die Solidargemeinschaft.“