Das Bild, das im Kino und Fernsehen von Geschlechterrollen vermittelt wird, ist oft rückschrittlicher als die Gesellschaft selbst. Neben Stereotypen sind Sexismus und Rassismus an der Tagesordnung. Um unsere komplexe Welt in Filmen abzubilden, braucht es neue und vielfältige Erzählweisen. Die Perspektiven weiblicher Filmschaffender fehlen immens.
Regisseurinnen werden trotz Erfolg, Qualität, Talent und Erfahrung kaum gebucht. Nur elf Prozent aller Filmsendeminuten im öffentlich-rechtlichen TV entstehen unter weiblicher Regie und nur 20 Prozent der Kinofilme sind von Frauen. Im hoch budgetierten Bereich gibt es gar keine Regisseurin. Das ist skandalös. Seit den 1990er Jahren sind fast die Hälfte aller Absolventen von Filmhochschulen und Regieklassen Frauen. Trotzdem bleibt ein überproportional hoher Anteil dieser gut ausgebildeten Frauen ohne Arbeit, Einkommen und Entwicklungsmöglichkeiten. Ebenso gibt es weniger weibliche positive Role-Models, insbesondere für Mädchen und junge Frauen. Queere und feministische Perspektiven sind absolut rar. Der Ausschluss von Frauen aus der Film- und Fernsehlandschaft ist somit nicht nur ein wirtschaftliches, sondern vor allem ein kulturelles Problem. Um diese unhaltbare Situation zu verändern, haben wir 2014 den Verein »Pro Quote Regie« gegründet. In kurzer Zeit sind wir eine wichtige Stimme zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Film- und Fernsehbranche und darüber hinaus geworden. Und dank der vielen Sympathisantinnen und Sympathisanten haben wir auch schon viel erreicht.
Um aber die Film- und Fernsehbranche nachhaltig zu ändern, muss das Filmförderungsgesetz geändert – besser gegendert – werden. Wenn öffentliche Gelder vergeben werden, sind gezielte Maßnahmen möglich und nötig, um die derzeitige Schieflage im Film- und Fernsehgeschäft zu beheben.