Mehr als ein freier Tag für Beschäftigte: Der Maifeiertag ist Protesttag und Symbol des Klassenkampfes. Er erinnert an zahllose Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich gegen Ausbeutung, für Arbeitnehmerschutz und mehr Mitsprache aufbäumten – ein langer Kampf, der mit schweren Opfern bezahlt wurde und von Eskalationen und Blutvergießen begleitet war.
1. Mai 1890: Zum ersten Mal legten in Europa und den USA gleichzeitig Millionen Beschäftigte ihre Arbeit nieder, um gegen zu niedrige Löhne und unmenschliche Arbeitsbedingungen zu protestieren. Dazu hatten Gewerkschaften und Arbeiterparteien auf dem Internationalen Arbeiterkongress aufgerufen, auch um der Opfer der Mai-Streiks von 1886 zu gedenken. Damals hatten am 1. Mai, einem Stichtag für den Arbeitsplatzwechsel, überall in den Vereinigten Staaten Hunderttausende Arbeiter für den Achtstundentag gestreikt. In Chicago war es bei den als »Haymarket Riot« bekannt gewordenen Protesten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte, unter anderem durch einen Bombenanschlag.
Als auch im Deutschen Reich eine große Streikwelle angekündigt wurde, drohten Unternehmerverbände mit Aussperrungen und Entlassungen. Trotzdem gingen am 1. Mai 1890 rund 100.000 Menschen bei sogenannten Maispaziergängen auf die Straße. Nachdem die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (später SPD) den Tag als dauerhaften »Feiertag der Arbeiter« einführte, fanden trotz drohender Repressionen alljährlich Demonstrationen und Streiks statt.