von Helin Evrim Sommer, entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Kinder sind unsere Zukunft und bedürfen besonderen Schutzes. DIE LINKE. im Bundestag hat daher einen Antrag eingebracht um die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldaten zu ächten. Die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern unter 15 Jahren für militärische Zwecke ist ein Kriegsverbrechen. Der Einsatz von Kindern als Soldatinnen und Soldaten in bewaffneten Konflikten ist Ausdruck der Verrohung einer Gesellschaft.
Die Vereinten Nationen (UN) gehen davon aus, dass weltweit zirka 250.000 Kinder in mindestens 19 Staaten als Soldatinnen und Soldaten in bewaffneten Konflikten eingesetzt werden. Ihr Einsatz ist Ausdruck der Entmenschlichung einer Gesellschaft, in der Krieg herrscht. Aber Kindersoldaten sind meist beides: traumatisierte Opfer und brutale Gewalttäter. Wenn Kinder lernen müssen zu töten, zu foltern und zu vergewaltigen, dann ist die höchste Stufe der Entmenschlichung erreicht.
Jedes Kind, das dem Krieg entkommt, darf sich zwar glücklich schätzen, wenigstens überlebt zu haben. In den meisten Bürgerkriegsländern und Krisenregionen mangelt es jedoch an geeigneten therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten für die erlittenen Kriegstraumata. Meist fehlt es auch an einem familiären und gesellschaftlichen Umfeld, das ehemalige Kindersoldaten wieder aufnehmen und ihnen soziale und berufliche Perspektiven im zivilen Leben zurückgeben würde.
Die Bundesregierung muss daher konkrete Maßnahmen zur Demobilisierung sowie zur sozialen und beruflichen Wiedereingliederung von ehemaligen Kindersoldatinnen und Kindersoldaten zu einem Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit machen.
Und wenn die Kinder und Jugendlichen dem Schrecken des Krieges entfliehen konnten, beginnt für viele die Ungewissheit des deutschen Asylverfahrens. Laut der Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes fehlt in den deutschen Asylbehörden erfahrenes und geschultes Personal. Dadurch bleibt die Traumatisierung von minderjährigen Asylsuchenden oft unentdeckt bzw. wird nicht richtig eingeschätzt. Trotz detaillierter Schilderungen wird den Betroffenen häufig nicht geglaubt.
Daher fordern wird die Bundesregierung in unserem Antrag dazu auf, zukünftig eine Unterbringung von unbegleiteten Minderjährigen in Kinder- Jugendhilfeeinrichtungen und eine qualifizierte Betreuung durch Fachpersonal zu gewährleisten.
In wohlklingenden Reden am Red Hand Day beschwört die Bundesregierung regelmäßig die Menschenrechte. Und dennoch weigert sie sich seit 2008, den wiederholten Aufforderungen der UN nachzukommen und das Mindestrekrutierungsalter für die Streitkräfte in Deutschland auf 18 Jahre anzuheben.
Wer sich international glaubwürdig gegen den Einsatz von Kindersoldaten engagieren will, muss im eigenen Land unverzüglich auf die Rekrutierung von Minderjährigen verzichten. Alle Kinder haben ein Recht darauf, in Frieden aufzuwachsen. Kinder sind kein Kanonenfutter!
Mehr Informationen:
Antrag "Rekrutierung und Einsatz von Minderjährigen in bewaffneten Konflikten ächten"
Antrag "Rekrutierung von Minderjährigen für die Bundeswehr sofort beenden"