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Kranzniederlegung zum Tag der Befreiung am 8. Mai

Für ein würdiges Gedenken – Dank euch, ihr Sowjetsoldaten!

Im Wortlaut von Sevim Dagdelen,

80 Jahre Überfall auf die Sowjetunion: Für ein würdiges Gedenken. 
Von Sevim Dagdelen


Welch große gefährliche Geschichtsvergessenheit: Am 22. Juni jährt sich der faschistische Überfall auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Doch weder Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble noch die Bundesregierung wollen mit einem Gedenkakt an die Verantwortung Deutschlands für den Raub- und Vernichtungskrieg erinnern und der Millionen sowjetischen Opfer in angemessener Weise ehren. Das ist skandalös gegenüber den Hinterbliebenen, die so weiter auf ein Zeichen der dauerhaften Versöhnung warten müssen. Der Jahrestag des Überfalls sollte Anlass sein für eine neue Friedens- und Entspannungspolitik gegenüber Russland und ein Ende der Konfrontation.

Allein, es fehlt der politische Wille. Thomas Silberhorn (CSU), parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, betont zwar in seiner Antwort auf meine Anfrage, die Erinnerung an den Angriff auf die Sowjetunion 1941 nehme „in der historisch-politischen Bildung und im mahnenden Gedenken an den rasseideologischen Vernichtungskrieg im Osten einen bedeutenden Platz“ ein. Ein Beleg dafür bleibt aus, einen Gedenkakt zum 22. Juni gibt es seitens der Bundesregierung nicht. Die Bundesregierung verweist stattdessen auf eine Veranstaltungen des vom Bund geförderten Museums in Berlin-Karlshorst rund um den 22. Juni 2021. 

Weiter teilt die Bundesregierung mit, sie werde „im Inland keine Veranstaltungen im Sinne der Fragestellung“ durchführen. Auch eine Teilnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder ihrer Kabinettskollegen an Veranstaltungen im Ausland ist nicht geplant.

Auch seitens anderer Stellen des Bundes oder der Bundeswehr wird es keine Veranstaltungen zum historischen Tag geben. Noch nicht einmal die Militärattachés in Moskau, Minsk, Kiew, Chisinau, Vilnius, Tallinn oder Riga sind angehalten, hier aktiv zu werden. Ob die deutschen Militärvertreter an Gedenkveranstaltungen in Staaten der einstigen Sowjetunion teilnehmen werden, wenn sie denn eingeladen werden, lässt die Bundesregierung offen. 

Das alles ist angesichts der ungeheuren Verbrechen skandalös. Die Wehrmacht führte ihren Feldzug vom ersten Tag an mit den Mitteln barbarischen Terrors gegen die Zivilbevölkerung. Die deutsche Kriegsplanung sah im Jahr 1941 für die Sowjetunion ausdrücklich vor, dass die Bevölkerung um 30 bis 50 Millionen Menschen „reduziert“ werden sollte. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion begann auch die entscheidende Phase im Plan der Nazis, „das Judenproblem zu lösen“.

Bis zur Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 1945 starben etwa 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger aus der Sowjetunion. Von den mehr als fünf Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen kamen ca. 3,3 Millionen ums Leben. Deutsche zerstörten beim in der Sowjetunion 1710 Städte, 70.000 Dörfer, 32.000 Fabriken, 2766 Kirchen und Klöster, 4000 Bibliotheken und 427 Museen.

DIE LINKE im Bundestag wird jetzt selbst in würdiger Weise an diese grausamen Verbrechen des faschistischen Raub- und Vernichtungskriegs erinnern und die daraus resultierende Verantwortung Deutschlands für eine Verstetigung der Versöhnung mit Russland. Im Deutschen Bundestag, wohin das Gedenken auch gehört.

Am „Tag des Sieges“, am 9. Mai, wollen wir schon einmal die Befreier vom deutschen Faschismus mit Kranzniederlegungen an den Gedenkstätten in Berlin-Treptow und im Tiergarten ehren. DIE LINKE. im Bundestag sagt: Спасибо! Thank you! Merci! Dank euch, ihr Sowjetsoldaten!“