In der Altenpflege hat sich der Zuwachs bei der Einstellung neuer Pflegekräfte im ersten Pandemiejahr 2020 im Vergleich zu dn Vorjahren deutlich abgeschwächt. Das ergeben bisher unveröffentlichte Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die Pia Zimmermann, Sprecherin für Pflegepolitik der Fraktion DIE LINKE, abgefragt und ausgewertet hat. Sie fordert Gesundheitsminister Jens Spahn zum Handeln auf.
Pia Zimmermann: „Wir haben es in der Altenpflege mit einem gravierenden Einbruch in der Beschäftigungsentwicklung zu tun. Ich fordere Herrn Spahn auf, noch im Juli eine Task-Force einzurichten, die den Gründen dieses Einbruchs nachgeht und Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. Dieses Problem wird sich nicht von allein lösen. Für eine gute Pflege sind flächendeckende Tarifverträge als Basis dauerhaft höherer Löhne ebenso notwendig wie eine solide Finanzierung der Pflegeversicherung, die endlich alle Einkommen solidarisch einbezieht.“
Seit Jahren wächst die Beschäftigung in den beiden Bereichen der Pflege (Alten- und Krankenpflege) überdurchschnittlich (gemessen an der Beschäftigung insgesamt). Entscheidend ist jedoch: Am Personalmangel und der Arbeitsbelastung konnten die Zuwächse bislang nichts ändern.
Versuche, politisch gegenzusteuern, hatten bestenfalls mäßigen Erfolg. Das am 1.1.2019 gestartete „13.000-Stellen-Programm“[1] führte bislang nur zu ca. 3.000 Vollzeitstellen, die sich auf ca. 4.300 Pflegekräfte verteilen.[2]
Aktuell stellt sich die Frage, wie sich die Beschäftigung in der Pflege im Jahr 2020 entwickelt hat. Hintergrund sind einerseits die in der Pandemie gestiegenen Arbeitsbelastungen. Zudem gab es in den letzten Monaten des Jahres 2020 viele Stimmen von Pflegekräften, sich „spätestens nach Corona einen anderen Job suchen zu wollen“.[3] Eine Umfrage des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) im Dezember ergab, dass „ein Drittel“ der befragten Pflegenden „erwägt, aus dem Pflegeberuf auszusteigen“. Auch der Pflegeexperte Prof. Rothgang befürchtet eine „Kündigungswelle nach der Pandemie“.[4]
Dem stehen Aussagen über „deutliche Zuwächse“ in der Pflege gegenüber.[5]
Vor diesem Hintergrund wurden bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) die jüngst verfügbaren, noch nicht veröffentlichten Zahlen (aktuell bis 30.11.2020 verfügbar) der Beschäftigten in der Pflege angefordert und fokussiert auf die Altenpflege (hier wiederum mit Schwerpunkt auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) ausgewertet. Dazu wurden jeweils die Entwicklungen der Jahre 2018, 2019 und 2020 (jeweils Anfang Januar bis Ende November) miteinander verglichen.