Kriegsverbrechen enthüllt
Julian Assange und Wikileaks hatten 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere unter anderem zum völkerrechtswidrigen Irak-Krieg ins Internet gestellt. Die Dokumente waren ihnen von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden und belegten unter anderem die Tötung von Zivilisten und das Foltern von Gefangenen.
Für weltweites Aufsehen hatte vor allem das Video „Collateral Murder“ gesorgt, das den Einsatz eines US-Kampfhubschraubers über den Straßen von Bagdad dokumentiert. Von der Bord-Kamera aus ist zu sehen, wie US-Soldaten zwölf unbewaffnete Personen erschießen, darunter zwei für die Nachrichtenagentur Reuters arbeitenden Journalisten, Saeed Chmagh und Namir Noor-Eldeen. Die Soldaten machen dabei aus ihrer Freude am Schießen keinen Hehl. Reuters hatte sich zuvor vergeblich um eine Herausgabe des Videos bemüht.
Kautionsantrag abgelehnt
Bis heute ist nicht einer derjenigen, die das Kriegsverbrechen begangen oder befohlen haben, zur Rechenschaft gezogen worden. Julian Assange, der es vor zehn Jahren publik gemacht hat, soll dagegen im Gefängnis lebendig begraben werden.
Gerade erst ist Julian Assange mit dem Versuch gescheitert, wegen der Corona-Epidemie wenigstens auf Kaution freigelassen zu werden. Die zuständige Richterin im Auslieferungsverfahren, Vanessa Baraitser, wies am 25. März die entsprechenden Anträge zurück. Ihre zynische Begründung: Julian Assange sei ja nicht der einzige Gefangene mit einer schwachen Gesundheit.
Der UNO-Sonderberichterstatter zum Thema Folter, Nils Melzer, hatte im Mai 2019 mit einem unabhängigen Ärzteteam Julian Assange in der Londoner Haftanstalt besucht. Nach seiner Untersuchung kam er zu dem Schluss, dass Julian Assange alle Symptome psychologischer Folter zeigt und unverzüglich aus der Haft entlassen werden muss. Der Schweizer Rechtswissenschaftler blieb bislang ungehört.