Fast eine halbe Million Menschen arbeiten als Helfer bei Post- und Zustelldiensten. Nur knapp 20.000 von ihnen sind Vollzeit angestellt - 94 Prozent in Teilzeit. Doch selbst den Vollbeschäftigten reicht der Lohn oft kaum zum Leben: Mehr als die Hälfte der Helfer und ein Fünftel der Fachkräfte liegen mit ihrem Verdienst unter der Niedriglohnschwelle. Das ergaben die Antworten der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage von Pascal Meiser und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag.
Pascal Meiser, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag:
„In der Vorweihnachtszeit sind es die Briefträger und Paketzusteller, die täglich dafür sorgen sollen, dass unsere Weihnachtskarten und Pakete pünktlich bei ihren Empfängern ankommen. Ich finde es inakzeptabel, dass viele der Beschäftigten für diese harte Arbeit mit Niedriglöhnen abgespeist werden. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von ausländischen Subunternehmen bei den Paketdienstleistern mit noch schlechteren Löhnen, die von diesen Statistiken noch nicht einmal erfasst sind.
Die Bundesregierung darf dieser Entwicklung nicht länger tatenlos zusehen und muss gegen die Schmutzkonkurrenz vorgehen, die die Löhne in dieser Branche immer mehr unter Druck setzt. Der gesetzliche Mindestlohn muss auf mindestens 12 Euro pro Stunde angehoben und mit verstärkten Kontrollen auch tatsächlich durchgesetzt werden. Vor allem muss endlich dafür gesorgt werden, dass auch die Postdienstleister für die Arbeitsbedingungen bei ihren zahllosen in- und ausländischen Subunternehmer haften, wie es in der Fleischindustrie bereits geregelt ist.“
Mehr als 490.000 Beschäftigte arbeiteten 2017 in der Berufsgruppe „Post- und Zustelldienste“ (5132).
- Davon waren 346.000 Helfer
- knapp 20.000 (5,7%) davon waren vollzeitbeschäftigt
- über 325.000 (94,3%) waren teilzeitbeschäftigt
- knapp 98.000 (28,3%) davon waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt
- 208.000 (60,3%) davon waren ausschließlich geringfügig beschäftigt
- 40.000 (11,5%) davon waren ausschließlich kurzfristig beschäftigt
- Knapp 800 (0,2%) davon waren als Leiharbeiter tätig
Von den 146.000 Fachkräften waren:
- knapp 99.000 (67,5%) davon waren vollzeitbeschäftigt
- über 47.000 (32,5%) waren teilzeitbeschäftigt
- knapp 10.000 (6,8%) davon waren ausschließlich geringfügig beschäftigt
- 660 (0,5%) davon waren ausschließlich kurzfristig beschäftigt
- Knapp 120 (0,1%) davon waren als Leiharbeiter tätig
Beschäftigungsdauer und Verdienst:
- Ein sozialversicherungspflichtiger Helfer in Post- und Zustelldienste blieb im Schnitt 3 Jahre im Job (Mediandauer 36,1 Monate). Das ist wesentlich kürzer als die gesamtwirtschaftliche Mediandauer (51,2 Monate).
- Eine sozialversicherungspflichtige Fachkraft in Post- und Zustelldienste blieb im Schnitt fast 4 Jahre im Job (Mediandauer 46,6 Monate). Das ist etwas kürzer als die gesamtwirtschaftliche Mediandauer (51,2 Monate).
- Der Medianlohn vollbeschäftigter Helfer in Post- und Zustelldienste war im Jahr 2017 mit €2.044 brutto im Monat weniger als zwei Drittel oder 63,7% des bundesweiten Medianlohns für alle Vollzeitbeschäftigte.
- Mehr als die Hälfte (52,7%) aller vollbeschäftigten Helfer in Post- und Zustelldienste liegen damit unterhalb der Niedriglohnschwelle.
- Der Medianlohn vollbeschäftigter Fachkräfte in Post- und Zustelldienste lag im Jahr 2017 mit €2.601 brutto im Monat bei vier Fünftel oder 81,0% des bundesweiten Medianlohns für alle Vollzeitbeschäftigte.
- Mehr ein Fünftel (22,5%) aller vollbeschäftigten Fachkräfte in Post- und Zustelldienste liegen damit unterhalb der Niedriglohnschwelle.