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Arbeiter:innen in einem Logistikunternehmen verpacken an einem Fließband Pakete @ iStock/simonkr

Boom im Versand- und Internet-Einzelhandel – nur nicht für die Beschäftigten

Nachricht von Pascal Meiser,

Auswertung der Antwort der Bundesregierung (PDF) auf die Schriftliche Frage "Entwicklung der Median Bruttomonatsverdienste imVersand- und Internet-Einzelhandel (Arbeitsnummer 394)“ von Pascal Meiser, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag.

Zusammenfassung:

Die Einkommen im Versand- und Internet-Einzelhandel koppeln sich zunehmend von der Gesamtwirtschaft ab: Während das mittlere (Median) monatliche Bruttoarbeitsentgelt von Beschäftigten im Versand- und Internet-Einzelhandel im Jahre 2010 bereits 333 Euro unter dem mittleren Bruttoarbeitsentgelt in der Gesamtwirtschaft lag, stieg die monatliche Lohnlücke bis zum Jahre 2019 sogar noch auf 738 Euro an. Somit hat sich die Lohnlücke zur Gesamtwirtschaft innerhalb von 10 Jahren mehr als verdoppelt (+122 Prozent).

Die größer werdende Lohnlücke zeigt sich auch in der jüngsten Entwicklung der Verdienste zwischen 2018 und 2019. Die Daten zeigen in der Gesamtwirtschaft einen Anstieg der mittleren Bruttomonatsentgelte um 2,9 Prozent. Im Vergleich hierzu sind diese im Versand- und Internet-Einzelhandel lediglich um 1,6 Prozent gestiegen.

Insgesamt stiegen die mittleren monatlichen Bruttoarbeitsentgelte zwischen 2010 und 2019 in der Gesamtwirtschaft nominal um fast 26 Prozent (real um 12,8 Prozent) von 2704 Euro auf 3401 Euro. Im Vergleich dazu betrug der nominale Lohnanstieg im Versand- und Internet-Einzelhandel nur rund 12,3 Prozent (von 2371 Euro auf 2663 Euro). Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung bedeutete dies für die Beschäftigten in diesen 10 Jahren sogar einen Reallohnverlustvon 0,7 Prozent.

Pascal Meiser, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, kommentiert:

„Die Zahlen zeigen deutlich, dass der Boom des Versandhandels maßgeblich auf Lohndumping basiert. Unternehmen wie Amazon eilen von Rekordgewinn zu Rekordgewinn und knausern zugleich weiter bei den Löhnen. Deshalb haben die Beschäftigten bei Amazon auch völlig Recht, wenn sie dafür streiken, dass auch bei Amazon endlich der Tarifvertrag für den Versandhandel gilt. Auch die Bundesregierung darf nicht länger tatenlos zusehen, wie die Löhne in einer immer wichtiger werdenden Branche wie dem Versandhandel ins Bodenlose rutschen. Alleine durch ein Verbot sachgrundloser Befristung könnte die Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaften wieder deutlich gestärkt werden. Aber auch die Möglichkeit, Tarifverträge für eine gesamte Branche für allgemeinverbindlich zu erklären, muss endlich erleichtert werden, um Tarifflucht und Lohndumping in der Branche gänzlich ein Ende zu bereiten.“