Christian Görke ist finanzpolitischer Sprecher der Linken im Bundestag. Er fordert eine Übergewinnsteuer für Energieunternehmen, die vom Krieg profitieren. Interview: Pepe Egger
der Freitag: Herr Görke, wer sind in Ihren Augen die Profiteure dieses Krieges?
Christian Görke: Unser Finanzminister Christian Lindner hat schon im April vorausgesagt, dass uns der Ukraine-Krieg alle ärmer machen wird. Für die Bevölkerung stimmt das ohne Zweifel, aber die Energiekonzerne machen derzeit das Geschäft ihres Lebens. Das sind marktmächtige Unternehmen, die wegen ihrer Vormachtstellung und wegen langfristig abgesicherter Einkaufspreise bei jetzt hohen Marktpreisen Übergewinne absahnen. Die Europäische Kommission hat für das Jahr 2022 Gewinne der Energieunternehmen von über 200 Milliarden veranschlagt. Total, Esso oder Shell haben im ersten Quartal – schon vor dem Krieg in der Ukraine – Gewinnsteigerungen von bis zu 187 Prozent verzeichnet.
Was ist für Sie ein „Übergewinn“?
Übergewinne sind Gewinne, die über den „normalen“ Gewinn hinausgehen: In Italien, dessen Übergewinnsteuer wir uns zum Vorbild genommen haben, ist das als jener Gewinn definiert, der mehr als fünf Millionen Euro und mindestens zehn Prozent über den Gewinn des Vorjahres hinausgeht. Nur das, was über diese Grenzen hinausgeht, wird dann zusätzlich mit 25 Prozent besteuert.
Sie machen es zu einem moralischen Problem, dass die Marktwirtschaft Leute dafür belohnt, dass sie schlau sind und ein Gut produzieren, das knapp ist.
So unendlich pfiffig waren die Energiekonzerne jetzt auch wieder nicht: Die haben einfach langfristige Einkaufspreise, aber durch den Ukraine-Krieg finden sie sich jetzt unverdient in einer Position wieder, in der sie dank ihrer Marktposition hohe Gewinne einstreichen.