Abwertung von Frauenarbeit beenden: Equal Pay für alle
Von Cornelia Möhring, stellvertretende Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, und Doris Achelmwilm, Sprecherin für Gleichstellungspolitik
Für Frauen endet das vergangene Jahr erst am 18. März. Ein Grund für Sekt und Feuerwerk ist das nicht: Der am Montag statt findende Equal Pay Day markiert den Tag, bis zu dem Frauen vom 1. Januar an länger arbeiten müssen als Männer, um auf das gleiche Jahres-Bruttoentgelt zu kommen. Seit 2008 wird mit diesem Aktionstag deutlich gemacht, dass Frauen im Schnitt noch immer 21 Prozent weniger Gehalt als Männer erhalten.
Die Lohnlücke, der Gender Pay Gap, hat viele Gründe. Er beschreibt nicht nur die direkte Lohndiskriminierung, sondern auch die indirekte, er umfasst nicht nur den Lohnunterschied bei gleicher Arbeit, sondern auch bei gleichwertiger.
Direkte Lohndiskriminierung von Frauen ist die offensichtlichste Ungerechtigkeit: Frauen bekommen für exakt dieselbe Arbeit sechs Prozent weniger Gehalt als Männer. Dieser Sexismus auf dem Lohnzettel kann – mit entsprechendem politischem Willen – allerdings verhältnismäßig einfach eingedämmt werden. Ein echtes Entgeltgleichheitsgesetz, das verbindliche Instrumente für transparente Lohnvergleiche schafft und dabei nicht stehen bleibt, sondern dann auch noch Maßnahmen wie ein Verbandsklagerecht beinhaltet, die ein Vorgehen gegen Ungerechtigkeit ermöglichen, ist längst überfällig. Betriebs- und Personalräte und die Gleichstellungsbeauftragten müssen zudem Mitbestimmungsrechte bei der Herstellung tatsächlicher Entgeltgleichheit gegenüber den Arbeitgebern erhalten. Das absolut wirkungslose Schaufenstergesetz „Entgelttransparenzgesetz“ der letzten Großen Koalition braucht dagegen kein Mensch.
Dass der Widerstand gegen wirkungsvolle Gleichstellungsmaßnahmen allerdings an dieser Stelle schon so stark ist, zeigt, welche Bretter noch zu bohren sind: Denn der überwiegende Teil des Gender Pay Gaps entsteht durch die strukturelle Abwertung von Arbeit, die überwiegend von Frauen getan wird. Erziehung, Pflege, Reinigungsarbeit – all die Arbeit, die notwendig ist, damit Menschen versorgt werden, wird noch immer deutlich schlechter bezahlt als die Herstellung von Autos und Waffen. Und der relevante Teil des Gender Pay Gaps entsteht dadurch, dass es immer noch überwiegend Frauen sind, die für die unbezahlte Arbeit im Haushalt und für die Familie zuständig sind und nicht zuletzt deshalb oftmals nur in Teilzeit für Geld arbeiten können.
Um diese Strukturen zu ändern braucht es mehr als ein Gesetz: Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, das Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt und nicht die Herstellung von Produkten, die den meisten Profit abwerfen. Und es braucht eine Politik, die in soziale Infrastrukturen investiert und diese ausbaut, anstatt diese kaputt zu sparen. Denn je besser und flächendeckender die Kinderbetreuung und die Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf organisiert sind, umso mehr Möglichkeiten haben Frauen, erwerbstätig zu sein ohne auszubrennen.