Kostenfreies und qualitativ hochwertiges Essen- und Getränkeangebot in Kita- und Schulverpflegung für alle Kinder ist die wichtigste Maßnahme, um nachhaltige Ernährung in Deutschland voran zu bringen, urteilte der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2020 in einem Gutachten. Es würde der sozialen Ungleichheit bei Ernährung und Gesundheit gegengesteuern, den sozialen Zusammenhalt stärken und gesundheitlich präventiv wirken. Es würde Stigmatisierung und Diskriminierung ärmerer Kinder und Jugendlicher verhindern und gleichzeitig das gemeinsame Essen und Genießen als zentrales Gut einer nachhaltigen Ernährung fördern. Sie beugt Ernährungsarmut bei Kindern, Jugendlichen und späteren Erwachsenen vor und verhindert damit einhergehende Entwicklungsdefizite und Wachstumsstörungen, die im späteren Verlauf des Lebens nicht mehr korrigiert werden können.
Die Realität in Deutschland ist leider eine andere. Auch wenn es vereinzelt gute Ansätze in einigen Bundesländern und Kommunen gibt, die Kita- und Schulverpflegung in Deutschland ist insgesamt immer noch mangelhaft. Betroffen sind sechs Millionen Kinder in Kitas und Schulen. Allzu oft ist das Essen von schlechter Qualität und erfüllt ernährungsgesundheitliche Anforderungen nicht. Die Mahlzeiten sind zu fett, zu süß und enthalten zu wenige Vitamine und Ballaststoffe. Schulen und Trägern fehlt es an Geld, Fachleuten und geeigneten Räumen. Nur 20 Prozent der Schulen kochen frisch, nur ein geringer Teil ist zertifiziert. Nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler nimmt überhaupt an der Gemeinschaftsverpflegung teil. Kinder und Jugendlichen werden häufig nicht in die Essensplanung einbezogen. Das Ernährungsthema spielt im Erziehungs- und Lernalltag nur eine Nebenrolle. Viele Schulen und Kitas sind gezwungen, auf billige Angebote statt auf Qualität zu setzen. Probleme bereiten auch die unklaren Verantwortlichkeiten im Bereich Ernährung, da diese im föderalen System Deutschlands auf verschiedene Ebenen verteilt sind und sich verschiedene Ministerien mit unterschiedlichen Aspekten von Ernährung befassen.
Das ist für DIE LINKE nicht hinnehmbar. Um endlich gutes Essen in Kitas und Schulen durchzusetzen, das auch allen Kindern schmeckt, fordert die Linksfraktion:
- Beitragsfreie und den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entsprechende Verpflegung in allen Schulen und Kitas für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Hierfür muss der Bund ausreichend Finanzmittel zur Verfügung stellen, um gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Deutschland zu gewährleisten.
- Faire Ernährungsumgebungen durch den Aus- und Umbau von Küchen in Schulen und Kitas, die Ausstattung von Räumlichkeiten zum Essen, die Anlage von Schulgärten. Darüberhinausgehende Verpflegungsangebote (private Cafeterias, Kioske und Verkaufsautomaten) müssen entsprechend dem Ziel einer gesunden und nachhaltigen Ernährung reguliert werden.
- Verbot von Werbung und Marketing von Unternehmen in Schulen und Kitas.
- Täglich frisch kochen in den Einrichtungen, mit Zutaten aus der Region und unter Beteiligung der Kinder. Die Warmhalteküche, bei der das Essen aus Großküchen angeliefert wird und teils stundenlang herumsteht bevor es den Kindern vorgesetzt wird, ist nicht mehr zeitgemäß.
- Fragt endlich die Kinder, was sie essen wollen! Es ist unerlässlich, die Kinder und Jugendlichen in die Planung, Zubereitung und anschließende Bewertung der Mahlzeiten einzubinden und Mitbestimmungsmöglichkeiten zu schaffen. Nur so nehmen sie auch gern am Gemeinschaftsessen teil.
- Wir brauchen bundesweit einheitliche und verpflichtende Qualitätsstandards fürs Essen, deren Einhaltung auch überwacht wird sowie einheitliche Vorgaben für Ausschreibungen und Leistungen. Es ist unverzichtbar, dass auch die Gemeinschaftsverpflegung bei Geschmack, Hygiene und Ernährungsgesundheit den Pisa-Test bestehen.
- Mindestpreise statt Kampfpreise. Die Kosten für eine gute Verpflegung betragen derzeit mindestens 4,50 Euro je Mahlzeit am Tag – bei 7 Prozent Mehrwertsteuer. Wer darunter bleibt, macht Abstriche bei Qualität und Geschmack und damit letztendlich auch bei der Gesundheit der Kinder.
- Die Kita- und Schulverpflegung muss fächerübergreifend mit dem Erziehungs- und Lernalltag verknüpft werden. Das ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Gemeinschaftsverpflegung. Wer viel über die Herkunft und Zusammensetzung der Lebensmittel weiß und bei der Zubereitung der Mahlzeiten mitmacht, hat auch Lust auf gemeinsames Essen und gesunde Ernährung.
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