Der Öffentliche Dienst soll die Erfüllung aller Aufgaben sichern, die der Staat zu leisten hat. Vom Finanzamt über das Krankenhaus bis zum Justizvollzug, von der Schule über die Müllabfuhr bis zum Öffentlichen Nahverkehr bewegt sich die Bandbreite der ureigenen Arbeitsfelder des Öffentlichen Dienstes. Rund 4,7 Millionen Menschen arbeiten in der Bundesrepublik in diesem Bereich als Beamtinnen und Beamte, Richterinnen und Richter, Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendare, Soldatinnen und Soldaten oder im Angestelltenverhältnis. Mehr als die Hälfte davon sind Frauen.
Von 1991 bis 2008 hat sich die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst von 6,4 auf 4,5 Millionen verringert. Nach einer leichten Erholung in den Folgejahren ist die Zahl der Beschäftigten zuletzt erneut gesunken. Dabei gibt es einen enormen Bedarf an sozialen Dienstleistungen. Wenn alle Frauen, die dies möchten, einer Erwerbstätigkeit nachgehen würden, wären mehrere Hunderttausend zusätzliche Arbeitsplätze in der Kinderbetreuung nötig. Da die Menschen immer älter werden, braucht es zudem zukünftig auch viele Altenpflegekräfte mehr. Außerdem gibt es in den Bereichen Bildung, Kultur und Gesundheit Bedarf nach mehr sozialen Dienstleistungen. Skandinavien kann als Beispiel dienen: in Schweden und Norwegen arbeitet fast jede und jeder dritte Beschäftigte für den Staat, deutlich mehr als in Deutschland.
In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren wichtige Bereiche des Öffentlichen Dienstes wie Müllabfuhr, Wasser- und Energieversorgung oder der Nahverkehr privatisiert. Im Ergebnis wurden viele Verkehrsverbindungen gestrichen und der Bevölkerung höhere Kosten für Wasser, Energie und Müllabfuhr zugemutet. Die Beschäftigten sehen sich in den meisten Fällen mit schlechteren Arbeitsbedingungen konfrontiert. Nicht selten sinken die Löhne, während die Arbeitsbelastung steigt.
DIE LINKE hat sich von Anfang an gegen die Privatisierung in diesen Bereichen ausgesprochen. Dienstleistungen, auf die alle Bürgerinnen und Bürger angewiesen sind, müssen vom Staat erbracht werden. Nur wenn die Dienstleistung selbst, und nicht ein hoher Profit das Ziel ist, können faire Abfallgebühren oder auch Energiepreise die Teilhabe aller Menschen sichern. Viele Wirtschaftsbereiche eignen sich auch nicht für einen privaten Wettbewerb: Bei den Stromnetzen ist es beispielsweise sinnlos und ineffizient, mehrere Hochspannungsleitungen parallel zu verlegen. Auch bei der Post macht es keinen Sinn, wenn zehn verschiedene Unternehmen jeweils einen eigenen Briefkasten aufstellen. Bei solchen "natürlichen Monopolen" führt Privatisierung zu Doppelstrukturen, Mehrkosten und höheren Preisen.
Für DIE LINKE, die einen grundlegenden sozialen, solidarischen und demokratischen Wandel der Gesellschaft anstrebt, ist der Öffentliche Dienst eine Dienstleistungseinrichtung für die Einwohnerinnen und Einwohner. Nach Auffassung der Fraktion DIE LINKE sind vor allem folgende Schritte erforderlich:
- Wir wollen jährlich über 120 Milliarden Euro in die öffentliche Daseinsvorsorge und Infrastruktur investieren. Durch höhere Einnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen können diese Ausgaben mindestens zur Hälfte refinanziert werden. Durch mehr öffentliche Investitionen auf kommunaler, Bundes- und Länderebene und durch eine gerechte Verteilung der Arbeit können Millionen neue Arbeitsplätze in kurzer Vollzeit geschaffen werden.
- Wir wollen gute Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst, mit guten Arbeitsbedingungen und gerechten Löhnen. So wird auch die Motivation der öffentlich Beschäftigten gefördert, damit sie gute, effiziente und hilfreiche Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger erbringen können.
- Wir wollen eine umfassende Weiterbildung der Beschäftigten, die nicht nur auf die Beherrschung neuer Technologien und Verfahren, sondern auch auf die Stärkung sozialer Kompetenzen zielt.
- Wir wollen ein neues Dienstrecht, das vor allem auf eine Vereinheitlichung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten sowie die Verankerung des Leistungsgedankens in den Laufbahn- und Entgeltsystemen orientiert.
- Wir wollen eine Demokratisierung des Öffentlichen Dienstes. Die Beschäftigten müssen ihre vielfältigen Ideen und Vorschläge einbringen können. Sie bzw. ihre Personalvertretungen und die Gewerkschaften müssen in jeder Phase gleichberechtigt mitentscheiden können.