Medienbildung soll Menschen dazu befähigen, sich kritisch mit Medieninhalten und Medienformen auseinanderzusetzen, diese einordnen und bewerten zu können, auch selbst zu schaffen und zu gestalten sowie ihre algorithmische Zusammenstellung verstehen zu können. Sie umfasst die Auseinandersetzung mit Inhalten und technischen Funktionsweisen von Online-Medien, Games, Filmen, gedruckten Presseerzeugnissen, Radio, Fernsehen, intermediären wie sozialen Netzwerken und Plattformen wie Mediatheken und anderen Akteuren der Medienlandschaft. Medienkompetenz ist eine der Schlüsselkategorien, um den Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu begegnen.
Altersgerechte Filmbildung muss im Rahmen von schulischer Medienbildung frühzeitig verankert werden. Schüler*innen sollen so Kenntnisse für einen kritischen, kreativen und nicht zuletzt genussvollen Umgang mit Filmen vermittelt werden. Dazu muss das filmpädagogische Aus- und Fortbildungsangebot erweitert und regelmäßig ansprechendes Lernmaterial geboten werden. Lokale Kinos könnten dabei zum vorrangigen Ort schulischer wie auch außerschulischer Filmbildung werden.
Sich in der Welt elektronischer Medien selbstbestimmt zu orientieren und den Umgang mit den sich daraus ergebenden Möglichkeiten an Information und Teilhabe, aber auch den möglichen Gefahren zu erlernen, gehört zu den Grundvorrausetzungen für Selbstbestimmung und Einmischung in einer demokratischen und digitalisierten Gesellschaft. Medienbildung soll jedoch nicht nur zu einer kritischen Aneignung von Medieninhalten, sondern auch zur eigenverantwortlichen Mediengestaltung befähigen. So sollen Menschen am Prozess medialer Öffentlichkeit selbst teilhaben. Raum für Teilhabe bieten Online-Medien wie Blogs, Wikis, Foren, Podcasts, soziale Netzwerke und die Kommentarfunktionen bei den Online-Auftritten von Verlags- und Rundfunk-Angeboten, Unternehmen oder auch Politiker*innen. Aber auch klassische Bürgermedien und Offene Kanäle wie beispielsweise freie Radios sind Orte, an denen aktive Medienkompetenz erprobt und vermittelt wird.
Kindergärten, Horte und Schulen gelten auch heute als natürliche Räume für den Erwerb von Medienkompetenz. Medienbildung ist heute angesichts des stetigen Medienwandels ein lebensbegleitender Prozess und muss in Bildungsangebote für alle gesellschaftlichen Gruppen altersgerecht integriert werden.
Die Corona-Pandemie führte zu einem Digitalisierungsschub, der sich auch im Bereich der Bildung auswirkt. Für den geplanten „DigitalPakt Schule“ sollen bis zum Jahr 2023 regulär 5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Mittel sind jedoch nur für die formale Bildung bestimmt. Im Zuge der Umsetzung von Ganztagskonzepten sind vielfältige Partner wie z.B. Initiativen, Vereine, Institutionen aus dem Kultur- und Bildungsbereich an Bildung beteiligt, denen es an digitaler Ausstattung fehlt und die in digitalen Transformationsprozessen der Bildungslandschaft einbezogen werden müssen.
DIE LINKE will den Jugendschutz im Internet stärken, dabei dürfen aber freie Strukturen im Internet nicht beeinträchtigt werden. Effektiver Jugendschutz besteht für uns in der Vermittlung von Medienkompetenz bei Eltern, Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen. Flächendeckende medienpädagogische Angebote können Jugendmedienschutz am effektivsten garantieren. Medienerziehung muss deshalb in allen Bildungseinrichtungen auf die Tagesordnung.
Die Fraktion DIE LINKE tritt dafür ein, Medienbildung in den Lehr- und Bildungsprogrammen der Bundesländer verpflichtend zu verankern. Dabei verstehen wir Medienbildung als schulfachübergreifende Querschnittsaufgabe, da Medien in alle Lebensbereiche eingreifen, alle Lernbereiche auf Informationsbeschaffung angewiesen sind und insbesondere digitale Medien von Interaktion leben. Entsprechend erscheint ein eigenes Schulfach „Medienbildung“ als wenig zielführend.
Zudem muss Medienbildung neben der Schule Eingang in die Aus- und Weiterbildung, in Betriebe, öffentliche Bildungseinrichtungen und Hochschulen finden. Dabei ist schon bei der Entwicklung der Medienbildungsangebote auf die Verzahnung von Technik und Inhalt zu achten. Die Vermittlung von Medienkompetenz sollte sich an der Lebensrealität und Aktivitäten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen orientieren. Ein großes Potenzial liegt in der Verankerung digitaler Spiele entlang der Bildungskette.
Die digitale Gesellschaft stellt uns vor große Herausforderungen, vor allem in der Bildung. Bereits 2011 hatte die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ in ihrem Schlussbericht sehr konkrete Handlungsempfehlungen für die Bereiche „Bildung und Forschung“ sowie „Medienkompetenz“ vorgelegt. Themen waren u.a. Aus- und Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer, OER, Hardwareausstattung, Vernetzung, Lizenzen und Datenschutz. Aktuell wurde gerade der DigitalPakt Schule von der Bundesregierung und den Ländern verabschiedet, um endlich die Digitalisierung der über 44.000 allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen auf den Weg zu bringen. Hierfür sind insgesamt fünf Milliarden Euro für Computer und W-LAN leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn die langfristige Wartung von Geräten und Netzwerken sowie lebenslanges Lernen auch für Lehrkräfte sind damit nicht finanzierbar. Der Digitalpakt für die Bildung bleibt also schon jetzt ein Projekt auch für die kommende Legislatur und die nächste Bundesregierung, zumal andere, außerschulische Bildungseinrichtungen bisher noch nicht mit berücksichtigt werden.
Allererste Voraussetzung für den kompetenten Umgang mit und in Medien ist im digitalen Zeitalter der Zugang zum Internet. Deshalb braucht Medienbildung die Überwindung der digitalen Spaltung. Leistungsfähige Netzanschlüsse müssen auch dort vorhanden sein, wo es sich für Telekommunikationskonzerne nicht lohnt. Netzfähige Endgeräte müssen zum Existenzminimum gehören. Schülerinnen und Schüler müssen die Möglichkeit haben, Computer täglich genauso zu verwenden wie Schreibheft und Schulbücher.
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