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Filmpolitik

Themenpapiere der Fraktion

Die Zukunft der Filmförderung und die Sicherung des Filmerbes bilden kulturpolitische Aufgaben von grundlegender Bedeutung. Die in den Archiven verwahrten Filmbestände gilt es vor dem drohenden Zerfall zu retten. Dazu müssen die nötigen Mittel bereitgestellt werden, um den Erhalt und die Digitalisierung des deutschen Filmerbes zu fördern. Zugleich wächst die Bedeutung der Nutzung und Langzeitspeicherung des analogen Materials, die für eine sachgerechte Digitalisierung nötig sind. Die Archive verfügen zuweilen nicht über ausreichend Mittel, um den materiellen Erhalt des analogen Materials auf Dauer sicherzustellen. Auch müssen Lücken bei der Materialerschließung und öffentlichen Nutzbarmachung geschlossen werden.

Zum Kulturgut Film gehört nicht allein die wirtschaftliche Unterstützung von Unternehmen, sondern auch die soziale Absicherung der dort Beschäftigten. Es ist daher nicht hinnehmbar, dass in weiten Teilen der Filmwirtschaft die Einhaltung sozialer Mindeststandards nicht als verbindliches Förderkriterium festgeschrieben ist. Das Filmförderungsgesetz ist dafür genau das richtige Instrument. Wir sagen Ja zur Förderung, aber nur bei guter sozialer Absicherung und angemessener Bezahlung der festen und freien Beschäftigten.

Der Film ist mehr als eine Ware. Er ist ein besonderes kulturelles und ästhetisches Gut. Es geht daher auch um die Bewahrung der kulturellen Vielfalt und die Entwicklung und Stärkung der kreativ-künstlerischen Qualität. Dringend notwendig ist es, mehr Mittel in die Drehbuchentwicklung und Produktionsvorbereitung zu investieren und die künstlerischen Urheber*innen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Autor*innen wie auch Regisseur*innen müssen mehr am Erfolg der Filme beteiligt werden, um ihre wirtschaftliche Basis und Unabhängigkeit zu stärken.

Damit Filme als Spiegel gesellschaftlicher Diskurse fungieren, in denen beispielsweise Werte und Lebensweisen verhandelt werden, Missstände thematisiert und Utopien skizziert, muss vor und hinter der Kamera gesellschaftliche Realität in ihrer Vielfalt präsent sein. Auf diese Weise können u.a. Inklusionsprozesse reflektiert und ihre Normalität manifestiert werden. Diesen Aspekt legitimiert nicht zuletzt die Tatsache, dass das deutsche Filmfördersystem durch Steuergelder, Rundfunkbeiträge und Filmabgaben kofinanziert wird. Nur durch Vielfalt in der Filmbranche können Geschichten erzählt werden, die auch für ein vielfältiges Publikum relevant sind. Mit anderen Worten: Vielfalt vor und hinter der Kamera schlägt sich auch in der Qualität eines Films nieder.

Während der Corona-Krise haben sich bestehende Monopolisierungstendenzen auch in der Filmwirtschaft. Während viele Akteur*innen mit der Insolvenz kämpfen, profitieren andere überproportional, wie Streamingdienste und Programmvermarkter, aufgrund von hohen Zuschauer*innenzahlen. Der Ausfall von Filmabgaben und Darlehensrückzahlungen führt auch die FFA an ihre finanziellen Grenzen. Es droht ein zunehmender Verlust der Kinovielfalt und Filmbranche.  Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Filmwirtschaft abzumildern, befürwortet DIE LINKE. eine einmalig Solidaritätsabgabe durch die Streamingdienste, Netzprovider und öffentlich-rechtliche wie auch private Sender.

DIE LINKE. will das Kino als Ort kultureller Praxen fördern. Kollektives Filmschauen als kulturelle Praxis begriffen, bedarf einer weitergehenden Förderung als nur der technischen Infrastruktur. Die kulturelle Arbeit in Kinos ist zielgruppenorientiert und muss dezentral und ortspezifisch ausgerichtet werden. Mit einem gesonderten Programm sollte die FFA Kino-Projekte fördern, die regionale Strategien zur Publikumsgewinnung und Publikumspflege entwickeln. Im Kinosaal werden Menschen zusammengeführt, die sich mit geschichtlichen, gesellschaftsrelevanten und politischen Themen auseinandersetzen und durch künstlerisch-ästhetische Wahrnehmungen neue Selbsterfahrungen erfahren. Die kulturpolitische Relevanz von kommunalen Kinos – insbesondere im ländlichen Raum – darf nicht unterschätzt werden. Der flächendeckende Bestand von Kinos muss evaluiert und ein Konzept zur institutionalisierten Unterstützung von kommunalen Kinos erarbeitet werden.

Nach Ansicht der Bundestagsfraktion DIE LINKE. muss altersgerechte Filmbildung im Rahmen von schulischer Medienbildung frühzeitig verankert werden, damit Schüler*innen Filme als Kulturgut schätzen und als Leitmedium kritisch analysieren lernen. Hierzu müsste das filmpädagogische Aus- und Fortbildungsangebot für Lehrkräfte erweitert und kontinuierliche ansprechendes Lernmaterial geboten werden. Auch soll das lokale Kino zum vorrangigen Ort schulischer wie auch außerschulischer Filmbildung werden.


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