Was brauchen Familien heute? Wie können Familien vor Armut geschützt werden? Zu tun gibt es viel. Noch zu oft sind politische Maßnahmen auf eine bestimmte Familienform ausgerichtet. Egal, ob im Steuer-, Familien-, Sozial- oder Abstammungsrecht. Viele Familien kommen kaum bis gar nicht in den Genuss familienpolitischer Leistungen. Zu hoch der bürokratische Aufwand, zu viele verschiedene Anträge, zu viele Verrechnungen der Transferleistungen untereinander. Generell müssen wir es schaffen, Kinder aus der Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft ihrer Eltern herauszulösen. Kinder sind keine kleinen Arbeitslosen. De facto erhalten gerade sie kein Kindergeld. Das Jobcenter verrechnet es als Einkommen mit der Transferleistung.
Die Fraktion DIE LINKE streitet darum für eine Kindergrundsicherung und für eine Vision: Stellt euch vor, kein Kind wäre arm! Wie wäre unser Land, wenn eine ganze Kindergeneration ohne Armut aufwüchse? Es könnte sich lohnen, das zu versuchen.
Katrin Werner, familienpolitische Sprecherin
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Stichwort Familie
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist meist noch »traditionell«: Frauen arbeiten Teilzeit, Männer bringen das Geld nach Hause. Junge Eltern wünschen sich mehr Partnerschaftlichkeit. Alexander Nöhring, Geschäftsführer des Zukunftsforums Familie e.V.
Die neue Familienpolitik ist geschlechterpolitisch fortschrittlich und zugleich sozial ungerecht. Mütter – nicht die Väter – nehmen die Leistungen (z. B. Elternzeit) zur Kindesfürsorge in Anspruch. Lisa Yashodhara Haller, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim
Alleinerziehende Frauen gehören im Vergleich zu Eltern in Paarbeziehungen an Werktagen mit durchschnittlich elf Stunden zu den zeitlich am stärksten belasteten Familienpersonen. Miriam Hoheisel, Bundesgeschäftsführerin des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter e. V.
Wir Alleinerziehende brauchen Zeit für unsere Kinder und für uns. Genügend Geld, um zu leben. Ein Zuhause – und zwar ein bezahlbares, mit gutem sozialen Umfeld. Wir brauchen Anerkennung. Und wir verdienen sie auch! Christine Finke, drei Kinder, Buchautorin, Stadträtin, Bloggerin
Selbst bei der Ehe für alle sind die Ehepartner*innen nicht automatisch Eltern ihres Kindes. Ebenso fehlt die Mutterschafts-/Elternschaftsanerkennung außerhalb der Ehe analog der Vaterschaftsanerkennung. Constanze Körner, Vorständin Lesben Leben Familie e. V.
Das Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG schlägt eine monatliche Kindergrundsicherung in Höhe von 628 Euro vor. Vorteil: Viele einzelne Förderleistungen fallen weg, werden durch diese eine ersetzt. Folgen: Arme Kinder werden besser unterstützt; auch mittel- bis gutverdienende Familien werden stärker entlastet; die Beantragung wird einfacher; die Ausgaben sind besser kalkulierbar. Katrin Frank, Paritätischer Gesamtverband, Referentin für Familienhilfe/-politik, Frauen und Frühe Hilfen