Was treibt Greta Thunberg an? Die 17-jährige Schwedin mobilisiert seit Monaten vor allem junge Menschen in ganz Europa. Unter dem Motto »Fridays for Future« fordern sie von der Politik endlich wirkungsvolle Maßnahmen für den Klimaschutz. Gretas Familie schildert in einer gemeinsamen Biografie, wie sie schwere persönliche Herausforderungen meisterte, viele Gewohnheiten änderte und anfing, sich mit der Klimakrise zu beschäftigen. Die berührenden privaten Szenen ergänzen wichtige Argumente für die Diskussion über den Klimawandel. Greta & Svante Thunberg, Beata & Malena Ernman: Szenen aus dem Herzen. S. Fischer, 256 Seiten, 18 Euro
Wie tickt ein »alter weißer Mann«? Zum Klischee dieser Spezies gehört auch, dass sie über Macht verfügt und fürchtet, sie zu verlieren. Die Feministin Sophie Passmann wollte herausfinden, was an diesem Bild stimmt. Sie interviewte einflussreiche Politiker, Künstler und Journalisten, darunter Kevin Kühnert, Claus von Wagner und Sascha Lobo.Ihre kurzweiligen Erinnerungen an diese Gespräche sind ein echtes Lesevergnügen, sie räumen mit vielen Vorurteilen über Männerherrschaft und Feminismus auf und beleben die Debatte darüber. Sophie Passmann: Alte weiße Männer. Ein Schlichtungsversuch. Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 12 Euro
Woher nahm Meşale Tolu die Kraft, dem Erdoğan-Regime über Monate hinweg die Stirn zu bieten? Die Journalistin wurde im April 2017 verhaftet, weil die türkischen Behörden ihr vorwarfen, Terror zu unterstützen. Minutiös schildert sie, wie brutal die Polizisten sie und ihren zweijährigen Sohn bedrohten, erinnert den angespannten Alltag als politische Gefangene, die Auseinandersetzungen mit der Justiz. Vor allem mahnt ihr Buch, dass der Kampf für die Freiheit von Tausenden eingesperrten Oppositionellen, für die Presse- und Meinungsfreiheit weitergehen muss. Meşale Tolu: »Mein Sohn bleibt bei mir!« Rowohlt Polaris, 192 Seiten, 12,99 Euro
Welche Konzepte helfen gegen unbezahlbare Mieten und überteuerte Baupreise? Utta Seidenspinner geht den explodierenden Kosten für ein Dach über dem Kopf auf den Grund. Sie nennt den überhitzten Immobilienmarkt, inzwischen eine Spielwiese vieler Renditejäger, eine Folge der Finanzkrise ab 2008 und fasst zusammen: »Unsere Regierung ist ursächlich für die Wohnungsmisere verantwortlich und tut zu wenig zu spät, um sie zu lindern.« Utta Seidenspinner liefert viel Hintergrundwissen, um die Wohnungsmisere zu verstehen und die Probleme damit lösen zu können. Utta Seidenspinner: Wohnwahnsinn. Berlin Verlag, 208 Seiten, 18 Euro
Steffen Twardowski