„Das gemeinsame Bekenntnis von Bundeskanzler Scholz und Chiles Präsidenten Boric für die Errichtung einer Gedenk- und Dokumentationsstätte für die Opfer der früheren Sektensiedlung Colonia Dignidad ist ein wichtiges, aber längst überfälliges Signal. Die Opfer warten darauf schon viel zu lange. Jetzt müssen beide Regierungen ihrer Verantwortung für die Aufklärung der Verbrechen dieses dunklen Kapitels deutsch-chilenischer Geschichte gerecht werden und endlich in die Puschen kommen“, erklärt Jan Korte, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der deutsch-chilenischen Grundsatzentscheidung für eine Gedenkstätte auf dem Gelände der ehemaligen Sektensiedlung Colonia Dignidad durch Bundeskanzler Olaf Scholz und den chilenischen Präsidenten Gabriel Boric. Korte weiter:
„Nach langen Jahren des Bremsens und der Untätigkeit, vor allem durch die rechtskonservative chilenische Vorgängerregierung, besteht jetzt die Chance, die historische und juristische Aufarbeitung der zahllosen Verbrechen der Colonia Dignidad entscheidend voranzubringen. Gute Vorarbeiten und ein tragfähiges diskussionswürdiges Konzept für die Gedenkstätte und das Dokumentationszentrum auf dem Gelände der Colonia Dignidad sind da. Zum 50. Jahrestag des Pinochet-Putsches am 11. September könnte und sollte es mit einem ersten symbolischen Spatenstich konkret werden.
Die breite gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung darüber, wie die Bundesrepublik und besonders CDU und CSU mit faschistischen Verbrechern wie Pinochet zusammengearbeitet haben, steht auf der Tagesordnung. Die Frage, wie es dazu kam, dass die Bundesregierung den massenhaften sexuellen Missbrauch, das Foltern und Morden in der Colonia Dignidad jahrzehntelang tolerieren und untätig bleiben konnte, muss geklärt werden. Das Thema ist jedenfalls zu wichtig, um es im Nachhinein nur als folkloristisches Menschenrechts-Beiwerk für den Rohstoff-Einkaufstrip des Kanzlers zu behandeln. Nach der gestrigen Grundsatzentscheidung darf es kein weiteres ‚auf die lange Bank schieben‘ und ‚Verantwortungs-Pingpong‘ mehr geben. Ich erwarte, dass jetzt zügig konkrete Schritte folgen und eine Stiftung oder Trägerschaft gegründet wird, die den Prozess zur Errichtung des Gedenk-, Dokumentations- und Lernortes organisiert."