„Die FIFA muss entmachtet werden. Der Schutz von Menschenrechten, Arbeitnehmerrechten sowie der Umwelt- und Klimaschutz sind unmissverständlich vor die Profitinteressen des Verbandes zu stellen. Klare Vorgaben müssen garantieren, dass die Regeln eingehalten werden. Nur unter diesen Voraussetzungen darf es künftig Bewerbungen um eine WM-Austragung geben. Seit der Vergabe an Katar sind auf den WM-Baustellen viele hundert Arbeiterinnen und Arbeiter ums Leben gekommen und tausende wurden unter Zwang ausgebeutet. Solche Zustände wären zur WM 2006 in Deutschland undenkbar gewesen und dürfen auch in Katar nicht hingenommen werden“, erklärt Michel Brandt, Obmann der Fraktion DIE LINKE im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, anlässlich des zehnten Jahrestags der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an Katar am 2. Dezember 2010. Brandt weiter:
„Die FIFA macht den Gastgeber-Ländern knallharte Vorgaben, um ihren Profit zu sichern. Für die Austragungsorte werden Verordnungen oder sogar Gesetzesänderungen verlangt, damit die FIFA ihre Geschäftsinteressen durchsetzen kann. Auch bei der WM in Deutschland wurde z.B. die örtliche Wirtschaft mit Verkaufsverboten überzogen, um sicherzustellen, dass nur Produkte von FIFA-Sponsoren verkauft werden. Zwar redet die FIFA gern von sozialer Fairness, von Menschenrechten oder guten Arbeitsbedingungen, schiebt die Verantwortung dafür aber gern dem Gastgeberland zu und setzt die Prinzipien nicht durch.
Auf den WM-Baustellen in Katar waren und sind Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Den Arbeitsmigranten, meist aus Indien, Pakistan und Nepal, wurde der Pass abgenommen, sie erhielten oft monatelang kein Gehalt, mussten in unwürdigen Massenunterkünften hausen, ohne Unterbrechung bei 50 Grad Hitze schuften und ihnen wurde Trinkwasser und Nahrung verweigert.
Erst durch massiven öffentlichen Druck waren Katar und die FIFA ab 2017 überhaupt bereit, Verbesserungen anzugehen. Mittlerweile hat Katar Reformen angestoßen, um die Bedingungen für die Arbeiter zu verbessern. Den Gastarbeitern darf nicht mehr der Pass abgenommen werden, sie dürfen den Arbeitgeber wechseln, sie erhalten Mindestlohn und es wurden Arbeitsgerichte geschaffen. Überwacht wird die Umsetzung aber kaum, weshalb sich die Bedingungen nur schleppend verbessern. Laut Amnesty International sind noch immer tausende Arbeiterinnen und Arbeiter schwerwiegenden Verstößen gegen das Arbeitsrecht ausgesetzt, und nach einer Schätzung des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) könnten bis zum Anpfiff der WM im November 2022 bis zu 4.000 Arbeiter auf den Baustellen sterben. Dafür trägt letztendlich die FIFA die Verantwortung und muss strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden.