Equal Pay Day 2020: Was wirklich zählt, muss gerecht bezahlt werden
„Unter neuen Vorzeichen zeigt sich in diesen Tagen, was gesellschaftlich wirklich zählt: Gesundheit, Pflege und Erziehung gehören zuvorderst dazu. In diesen Fürsorgeberufen arbeiten überwiegend Frauen: Fast Dreiviertel des nicht-ärztlichen Personals in der Intensivpflege unserer Krankenhäuser ist weiblich. Es ist mit nichts zu begründen, dass Fürsorgeberufe schlechter bezahlt werden als beispielsweise technische Fachberufe“, so Doris Achelwilm, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, mit Blick auf den Equal Pay Day am 17. März 2020. Achelwilm weiter:
„Dieses Anerkennungsgefälle bedeutet neben einer grundlegenden Gerechtigkeitslücke auch konkreten Fachkräftemangel und andere strukturelle Probleme. Der Gender Pay Gap, der durchschnittliche Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, der auch dieses Jahr gegenüber den Vorjahren kaum verringert wurde und weiterhin über 20 Prozent liegt, muss über die Aufwertung von Berufen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, geschlossen werden. Tätigkeiten und Berufe in sozialer Arbeit, Gesundheit, Pflege und Erziehung sowie haushaltsnahe Dienstleistungen müssen grundlegend aufgewertet werden. Das gilt auch für Verkaufspersonal, dessen Belastungen und Verantwortung sich während der Corona-Krise in besonderem Maße zeigen. Die Verringerung des Gender Pay Gaps ist keine statistische Frage, die einmal im Jahr besondere Aufmerksamkeit verdient, sondern eine Schlüsselaufgabe: Die Verbesserung der Rentensituation für Frauen (und alle Berufstätigen in Fürsorgeberufen), die Reduzierung von Kinderarmut und sozialer Spaltung, aber auch die Versorgung der Gesellschaft mit grundlegenden Dienstleistungen hängt wesentlich davon ab.
Unsere Wirtschaft setzt reproduktive Arbeit oft als billig oder selbstverständlich voraus. Frauen bringen für Fürsorgearbeit in Familien um die Hälfte mehr Zeit auf als Männer. Auch an dieser Verantwortungslücke zwischen den Geschlechtern ändert sich seit Jahren zu wenig. Ob Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Organisation des Haushalts: Nach wie vor übernehmen Frauen den Großteil dieser Arbeit und stecken dafür im Erwerbsleben zurück. Prekäre Erwerbsbiografien, das Feststecken in Teilzeitfallen, schlechtere Aufstiegschancen sind die Folge. Das Ehegattensplitting trägt als Einkommensteuermechanismus dazu bei, dass Männern die Rolle des Hauptverdieners zukommt und Frauen wirtschaftlich abhängig bleiben. Es darf so nicht bleiben. Arbeit und (Familien-)Zeit geschlechtergerecht zu verteilen, ist eine der dringendsten Aufgaben unserer Zeit.“