„Corona offenbart noch deutlicher die großen Probleme im deutschen Bildungssystem. Zu viele bleiben auf der Strecke. Wir müssen aus der Krise lernen – und zwar schnell: Zugänge zu guter Bildung müssen für alle her. Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Erzieherinnen und Erzieher dürfen keine Mangelware bleiben“, erklärt Birke Bull-Bischoff, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, zum heute vorgestellten Bildungsbericht. Bull-Bischoff weiter:
„Die deutschen Bildungsausgaben sind nach wie vor niedriger als der OECD-Durchschnitt. Beim Übergang auf weiterführende Schulen haben wir weiterhin hohe soziale Diskrepanzen. Der Teufelskreis der Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft ist auch zwei Jahre nach dem letzten Bericht leider nicht durchbrochen. Mehr noch: Die soziale Herkunft wirkt über den gesamten Lebenslauf.
Wir brauchen viel mehr Investitionen für den Aus- und Umbau von Bildungseinrichtungen und für mehr und gutes pädagogisches Personal, um damit Möglichkeiten für individuelles Lernen zu gestalten. Zudem braucht es eine bundesweite Ausbildungsoffensive für Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer. Hochschulen sollen belohnt werden, wenn sie Lehrkräfte ausbilden. Dazu sollte auch der Bund Geld beisteuern. Schulsozialarbeit muss es an jeder Schule geben.
Mit dem digitalen Lernen hat es Deutschland kalt erwischt. Deshalb brauchen wir für jeden Schüler und jede Schülerin und für jede Lehrkraft einen eigenen Computer – kein Leihgerät – sowie Zugang zu schnellem Breitband-Internet. In der Breitbandversorgung gibt es noch immer erhebliche regionale Unterschiede. In Sachsen-Anhalt haben laut Bericht 45 Prozent der Haushalte keinen oder lediglich einen Internetzugang mit geringer Bandbreite. Das ist eine wirkliche Zumutung.
Der im Koalitionsvertrag angekündigte Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung darf nicht verpuffen, sondern muss in ein Gesetz gegossen werden. Und: die Bundesregierung muss das föderale Chaos im Bildungsbereich endlich auflösen. Dazu muss ein Bildungsrahmengesetz auf Bundesebene verankert werden, in dem Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen für alle Bundesländer festgehalten werden.“