Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich war gerade draußen vor dem Bundestag – so wie einige andere von Ihnen auch – bei der Demo der Endometriose-Vereinigung, also bei der Demo von betroffenen Frauen, die seit Jahren, seit Jahrzehnten dafür kämpfen, dass ihre Krankheit endlich anerkannt und erforscht wird, und die klar sagen: Endometriose ist politisch. – Und ich bin Ihnen unglaublich dankbar, dass Sie heute diese Debatte draußen unterstützen, und ich möchte dafür noch ein großes Dankeschön sagen.
(Beifall bei der LINKEN, der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Und ein Dankeschön muss heute auch für die CDU/CSU drin sein, die das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat; denn so können wir heute, am Tag der Endometriose, über dieses wichtige Thema debattieren.
Seit 19 Jahren wird an diesem Tag auf die Krankheit aufmerksam gemacht. Trotzdem ist das Thema immer noch viel zu vielen Menschen nicht bekannt. Deswegen kann man es gar nicht oft genug sagen: Endometriose ist eine chronische Krankheit, die in Deutschland jede zehnte Frau betrifft. Endometriose heißt das Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, aber außerhalb der Gebärmutter wächst. Die Folge: Extreme Schmerzen und Blutungen. Die Frauen, die betroffen sind, sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt, und sie können teilweise aufgrund ihrer Erkrankung keine Kinder bekommen.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland weitere 40 000 Frauen und Mädchen. Dennoch sind die Gründe, der Verlauf und mögliche Therapien viel zu wenig erforscht. Auch die Diagnose dauert durchschnittlich – durchschnittlich! – zehn Jahre, teilweise noch viel länger. Und dieser Zustand, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist absolut unhaltbar. Ich frage mich wirklich: Was muss noch passieren, um hier endlich mal aktiv zu werden?
(Beifall bei der LINKEN)
Ich weiß die Antwort, Sie wissen die Antwort: Es müssten Männer betroffen sein; dann wäre hier schnell was los. Denn wenn sich Männer jeden Monat vor Schmerzen krümmen würden und ihrem Alltag und Beruf nicht nachgehen könnten, dann wären wir schon deutlich weiter. Aber es sind ja eben nur Frauen – aber was für kämpferische Frauen, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Endometriose-Vereinigung – ich habe sie gerade schon genannt – leistet seit 1996 das, was andere nicht können oder wollen: Selbsthilfe, Information und Lobbyarbeit. Die Petition #EndEndosilence, die mit dem Tabu um die Krankheit brechen will und mehr Aufklärung fordert, erhielt letztes Jahr fast 140 000 Unterschriften. Auch heute, wie gesagt, stehen die Betroffenen hier, um Druck zu machen.
(Beifall bei der LINKEN)
Dieses Engagement ist einfach herausragend.
Ich muss auch sagen: Andere Länder sind da schon deutlich weiter. Während Australien schon 2018 den Nationalen Aktionsplan für Endometriose ins Leben rief, lieferte die Große Koalition aus CDU und SPD – nichts. Während Frankreich letztes Jahr ebenfalls einen Aktionsplan aufgelegt hat, der unter anderem 30 Millionen Euro an Forschungsgeldern bereitstellte und zahlreichen Ministerien klare Zielvorgaben zur Bekämpfung der Krankheit gab, lieferte die Ampelkoalition – wir haben es gerade gehört – lächerliche 5 Millionen Euro, und zwar für Projekte, die auch Endometriose erforschen und die immer noch nicht richtig in Gang gekommen sind.
(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Ja, die auch!)
Dabei geht es nur am Rande um die Krankheit. Ich finde, das ist für eine Koalition, die sich Gendermedizin auf die Fahnen geschrieben hat, schon ziemlich dünn.
(Beifall bei der LINKEN)
Also hat die Linksfraktion geliefert und einen Antrag vorgelegt, und auch die CDU/CSU hat geliefert. Nur die Regierung, die liefert mal wieder – nichts.
Wir unterstützen beide Anträge, weil es uns darum geht, den Betroffenen zu helfen. Dass die CDU/CSU sich bei unserem Antrag nicht einmal zu einer Enthaltung durchringen kann, nur weil er von der Linksfraktion gestellt wird, obwohl er weiter gehend ist, finde ich, ehrlicherweise gesagt, beschämend.
(Beifall bei der LINKEN)
Also, immerhin können Sie die Brandmauern stabil halten, wenn es gegen soziale Politik geht; das ist ja auch eine Leistung. Dabei ist unser Antrag deutlich umfassender.
Ich komme zum Schluss. Ich möchte aber noch betonen: Unser Antrag fordert nicht nur mehr Forschung und Aufklärung, sondern auch ein Register für Betroffene, um mehr über die Krankheit zu erfahren, und die Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung – alles Punkte, die den Betroffenen selbst wichtig sind und wo wir bisher noch nichts sehen.
Also, während Sie jetzt beide Anträge ablehnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, und nichts liefern, verspreche ich Ihnen eines: Wir werden alles unterstützen, um Betroffenen zu helfen. Aber losgehen müssen Sie dann schon selber.
(Beifall bei der LINKEN)