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Alternativer Pflanzenschutz ist möglich

Rede von Ina Latendorf,

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Gegensatz zu dem, was im Antrag der Union mitschwingt, unterstützen wir selbstverständlich, dass weniger Pflanzenschutzmittel auf unsere Felder kommen. Wir müssen die Produktionsweise an die Herausforderungen unserer Zeit anpassen. Jeder, auch Sie von der Union und sogar Sie von der AfD,

(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

sieht doch, dass wir in den letzten Jahren einen riesigen Verlust an Biodiversität hatten. Die Ursachen liegen auf der Hand. Die immer intensivere Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln gefährdet Menschen, Tiere und Pflanzen.

(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: So ist es!)

Jeder Autofahrer unter uns musste vor 25 Jahren nach einer Fahrt von 100 Kilometern in der Dämmerung Insekten von seiner Frontscheibe kratzen – heute nicht mehr. Wer das nicht zur Kenntnis nimmt, ist entweder realitätsfern oder ignorant.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Karl Bär [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Gero Clemens Hocker [FDP]: Sie müssen auch mal auf das Land fahren, nicht nur durch die Städte!)

In einem Kritikpunkt allerdings gebe ich der Union recht: Eine pauschale Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sehen auch wir kritisch. Diejenigen Landwirte, die in der Vergangenheit schon von sich aus den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gedrosselt haben und dadurch erhöhte Kosten hatten, dürfen jetzt nicht benachteiligt werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt ohne Frage diverse Einsparungsmöglichkeiten beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Genau dafür müssen endlich alle technischen Mittel ausgeschöpft werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Und dazu gehören auch Forschung und Innovation, so wie zum Beispiel in meinem Bundesland an der Hochschule in Stralsund. Dort wird gemeinsam mit vorpommerschen Landwirten Technik fürs Feld entwickelt. Dabei steht im Mittelpunkt, dass Pestizide künftig maximal punktuell und nur für den genauen Bedarf angewandt werden – und nicht für mehr.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Darüber hinaus gibt es auch mechanische Alternativen. Integrierter Pflanzenschutz – wir haben es gehört – ist schon jetzt Pflicht, wird aber oft vernachlässigt.

Es muss sich für den Landwirt letztlich auch lohnen, weniger Chemie einzusetzen. Ja, es muss materielle Anreize geben. Aber auch diese dürfen nicht pauschal sein, sondern müssen sich an messbaren Ökosystemleistungen orientieren.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich begrüße den Vorschlag, den es jetzt gab, dass Mittel aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU hierfür eingesetzt werden. Die Landwirtinnen und Landwirte dürfen wir hierbei aber nicht im Stich lassen. Wir müssen sie unterstützen und beraten.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)